Evangelisch-Methodistische Kirche "Oberes Vogtland"

Evangelisch-Methodistische Kirche "Oberes Vogtland"
Am Abend ging ich sehr ungern in eine Gemeinschaft in der Aldersgatestraße, wo Luthers Vorrede zu dem Brief an die Römer gelesen wurde. Ungefähr ein Viertel vor neun Uhr, als man an der Stelle war, wo er die Veränderung beschreibt, welche Gott durch den Glauben an Christus im Herzen wirkt, da wurde es mir seltsam warm ums Herz. Ich wurde inne, dass ich für das Heil meiner Seele wirklich auf Christus vertraute, auf Christus allein. Dazu wurde mir die Gewissheit geschenkt, dass er meine Sünden, ja gerade die meinigen, weggenommen und mich vom Gesetz der Sünde und des Todes erlöst habe. ¹
So schrieb John Wesley am 24. Mai 1738 in London in sein Tagebuch. Der am 17. Juni 1703 geborene anglikanische Pfarrer und Universitätslehrer erfuhr und bejahte die Zusage für sein Leben: Jesus Christus - die einzige Chance. Damit war der Grund gelegt für den Zweig der weltweiten christlichen Erweckungsbewegung, der uns unter dem Namen evangelisch-methodistisch bekannt ist. Sie breitete sich zunächst im England des 18. Jahrhunderts aus und hatte im Zeitalter der ersten "Industriellen Revolution" neben der heilbringenden und gemeinschaftsfördernden besonders auch große soziale Bedeutung. Als er bereits im hohen Alter war, hieß es über ihn: Was sollen wir billigerweise für Gottes Ziel halten, als er die sogenannten methodistischen Prediger einsetzte ? Nicht die Bildung einer neuen Sekte, sondern die Reform der Nation - besonders der Kirche - und die Ausbreitung schriftgemäßer Heiligung über das Land. ² Mit der Besiedlung Nordamerikas durch viele europäische Einwanderer, besonders aber englische, wurde dort die methodistische Kirche mit einer bischöflichen Leitung organisiert. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts kam sie über Heimatkontakte deutscher Einwanderer in Amerika und die Rückkehr weniger von ihnen in die alte Heimat nach Deutschland. Die Anfänge für unsere Region waren 1850 auf dem Rittergut der Wunderlich`s in Rüßdorf, in einer Schleife der Weißen Elster nördlich von Greiz gelegen. Gleichsam dem Flusslauf der Elster aufwärts kam die Bewegung über Elsterberg und Plauen auch nach Oelsnitz.
In den Jahren 1901 - 1903 zogen methodistische Gemeindeglieder (die Oelsnitzer Gründerfamilien) aus Plauen, Reichenbach und Netzschkau, sowie aus Schönheide und Obercrinitz im Erzgebirge in die damals aufstrebende Industriestadt und ihre unmittelbare Umgebung, die meisten waren im Stick-Gewerbe tätig. Vor Ort wurden sie unter ihren Arbeitskollegen und Mitbewohnern missionarisch. Sie mieteten in der damaligen Wilhelmstraße 53 einen Raum. Dort hielt von Plauen aus der zu dieser Zeit auch für das gesamte "Oberland" zuständige Prediger Engelbert Wunderlich am Sonntag, 15. Juni 1902 den ersten Gottesdienst. Dies gilt als Gründungstag der Gemeinde. Auf der Grundlage dieses Datums beging nach vorliegenden Unterlagen die Gemeinde 1927 (25), 1932 (30), 1952 (50), 1962 (60) und 1977 (75) Jubiläen.
¹ Johannes Wesleys Tagebuch, Anker-Verlag Frankfurt/Main 1954, zum 24.05.1738
² "Großer Bericht", 1789, in J. Wesley, Works VIII, 299
John Wesley, Nordamerika, Heimkehrer und das Vogtland
Jesus Christus - die einzige Chance